Bei diesem Schauspiel fühlt man sich sofort in graue Vorzeit versetzt. Genau so, kann es damals gewesen sein, wenn…mit festem Schritt ein Mann mit schweren schwarzen Stulpenstiefeln zur Kurverwaltung des Ostseebades Boltenhagen gegangen ist. Sein weinroter Mantel weht im Wind. Der Säbel ragt aus dem Hüftgurt. Auf dem Kopf trägt er einen schwarzen Dreispitz. Ein verwegener Bart ziert das Gesicht. Die hellen Augen blicken verschmitzt. Und – mindestens 40 Augenpaare sind ehrfürchtig auf die imposante Erscheinung gerichtet. Mit donnernder Stimme begrüßt der stattliche Mann die wartenden Jungen und Mädchen und rekrutiert sie als seine Schiffsmannschaft.
Heutzutage ist das Schauspiel wohl inszeniert. Der gebürtige Berliner Alfons Kujat, Regisseur und Darsteller des Piraten-Open-Airs in Grevesmühlen bei Wismar gibt den gefährlichen Piraten. In Boltenhagen, dem zweitältesten Ostseebad der mecklenburgischen Ostseeküste, ist er in typischer Piratenmanier auf Schatzsuche unterwegs. Vorerst bis zum 1. September „leiht“ sich Boltenhagen den Seeräuber jeden Dienstag um 10.30 Uhr für eine Stunde aus. Dann streift dieser mit kleinen Feriengästen und einer Schatzkarte in der Hand durch das Ostseebad. Für diejenigen, die dort gerade Ihren Wellness-Urlaub verbringen eine willkommene Ergänzung.
Der neuzeitige Pirat Alfons Kujat ist vielseitig: Er gibt den Capt`n Henry Morgan, so ist er ebenfalls in der aktuellen Aufführung des Grevesmühlener Theaters auf der Bühne zu sehen. Oder er mimt den alten Capt`n Joshua Flint, jenen berühmten Seeräuber aus dem Roman „Die Schatzinsel“. Wer übrigens im Piratenkostüm zur Schatzsuche komme, hat Chancen auf die „besseren Posten“ in der „Seeräuber-Mannschaft“. Auch der Anteil am Schatz könnte größer ausfallen. Aber das hängt vom Kapitän ab.