Für die Einen sind Sie eine wahre Ekelvorstellung und für Andere ein natürliches Heilmittel gegen Schmerzen – Blutegel sind nicht bei allen gleich beliebt. Wir wollen euch zeigen, was Egel alles bewirken können und wieso sich so viele freiwillig von den Saugern beißen lassen.
Bereits vor 3.000 Jahren wurden Blutegel das erste Mal in medizinischen Aufzeichnungen erwähnt. Bis ins 19.Jahrhundert gehörten die kleinen Tiere zur therapeutischen Ausstattung der bedeutendsten Ärzte. Im 19. Jahrhundert wurde die alte Heilmethode dann von modernen medizinischen Heilmethoden verdrängt und die Wirkung der kleinen Sauger geriet in Vergessenheit. In den letzten 20 Jahren erfreut sich die natürliche Anwendung wieder großer Beliebtheit und bei vielen Heilpraktikern haben Blutegel wieder eine sehr große Bedeutung. Heute werden in ganz Deutschland jährlich etwa 300.000 bis 400.000 Blutegel zu therapeutischen Zwecken verwendet.
Blutegel gehören zur Familie der Ringelwürmer und können ausgewachsen bis zu 15 Zentimeter lang werden. Sie leben vorwiegend in Tümpeln und Teichen. Dort ernähren sich die kleinen Egel vom Blut der Frösche, Kröten und Fische. Die ausgewachsenen Egel dagegen bevorzugen das Blut von Säugetieren oder Menschen. An beiden Enden des Egels befinden sich Saugnäpfe. Mit dem hinteren Saugnapf klammern sie sich an der Haut fest und im vorderen Saugnapf befindet sich die Mundöffnung, mit der sie nach einer geeigneten Stelle zum Beißen suchen. Blutegel haben etwa 80 Zähne im Mund, mit denen sie dann kräftig zubeißen können. Glücklicherweise spüren die Gebissenen den Biss kaum, denn der Speichel enthält betäubende Substanzen.
Für die Therapie darf nur eine Blutegelart verwendet werden, der Egel Hirudo medicinalis. Diese werden unter sehr strengen hygienischen Bedingungen eigens für den therapeutischen Einsatz gezüchtet. Das garantiert, dass diese frei von Krankheiten sind, denn nur absolut gesunde Tiere kommen bei der Blutegeltherapie zum Einsatz.
Zwei Tage vor der Behandlung dürfen sich die Patienten ausschließlich mit klarem Wasser waschen und sich keinesfalls eincremen, denn Blutegel sind sehr geruchs-und temperaturempfindliche Tiere. Der Blutegel mag zudem keine Kälte, keine Hektik, keinen Lärm und keine Erschütterungen. Der Therapeut ist dafür zuständig diese Voraussetzungen zu erfüllen. Wenn sich die Egel nicht wohlfühlen hält sich der Appetit der Tiere in Grenzen, so dass sie nur sehr zögerlich oder gar nicht anbeißen.
Ablauf einer Blutegeltherapie:
Mit einer Pinzette platziert der Therapeut die Blutegel auf die ausgewählten Hautbereiche. Wenn der Egel eine ihm angenehme Stelle gefunden hat, dringt er mit seinen Zähnen in die Haut ein und gibt seinen Speichel in die Öffnung. Der Speichel der Egel ist wertvoll und enthält wichtige gerinnungs- und entzündungshemmende, schmerzstillende und gefäßerweiternde Stoffe. Bis zu zwölf dieser Blutsauger werden einem Patienten bei einer Behandlung auf die Hautstellen gesetzt. Ein Blutegel nimmt zwischen 10 und 20 Milliliter Blut auf, dies kann schon nach zehn Minuten der Fall sein, manchmal aber auch erst nach zwei Stunden. Auf keinen Fall dürfen die Blutegel abgerissen werden. Das könnte zur Folge haben, dass ein Teil seines Kiefers in der Wunde bleibt und dort Entzündungen auslöst.
Der entzündungshemmende und schmerzstillende Speichel sowie der leichte Blutverlust hat eine heilend Wirkung bei Erkrankungen wie zum Beispiel bei lokalen Infektionen, Gelenkerkrankungen, chronischen Entzündungen des Mittelohrs oder der Nasennebenhöhlen, Grauer oder Grüner Star und Venenerkrankungen wie Krampfadern.
Eine Blutegeltherapie ist also durchaus empfehlenswert. Trauen Sie sich und probieren Sie es aus!
P.S.: All unsere Blog Beiträge zum Thema sind lediglich Tipps und ersetzen nicht die fundierte Meinung eines Arztes!