Der Begriff des Fastens meint den freiwilligen und auf einen bestimmten Zeitraum begrenzten totalen oder weitgehenden Verzicht auf feste Nahrung und energiereiche Getränke.
Die individuelle Motivation, eine Fastenkur zu machen, kann ganz unterschiedlich sein. Ursprünglich leitet sich das Fasten religiös her und ist auch heutzutage noch fester Bestandteil in allen großen Weltreligionen.
Bereits Mohammed, Moses und Jesus legten eine Phase des Fastens ein: Mohammed bevor ihm der Koran offenbart wurde, Moses bevor er das Wort Gottes empfing und Jesus fastete 40 Tage in der Wüste, bevor sein öffentliches Wirken begann.
Die Fastenzeit der Christen dauert von Aschermittwoch bis Ostern, die Juden begehen den großen Versöhnungs- und Fastentag Jom Kippur und buddhistische Nonnen und Mönche verzichten täglich ab mittags auf Nahrung, um sich die Meditation zu erleichtern. Im Islam stellt das Fasten im Ramadan, dem neunten Monat des islamischen Mondjahres, eine der fünf Säulen der Religion und somit ein göttliches Gebot dar. Indem die Gläubigen fasten, wollen sie sich wieder mehr auf ihren Glauben konzentrieren, die Seele reinigen, Buße tun und Gott näher kommen.
Der Boom, den das Fasten in den letzten Jahren erlebt, beruht jedoch weniger auf diesen religiösen Traditionen.
Vielmehr dominieren neben dem Wunsch zur Gewichtsreduktion medizinisch-therapeutische und spirituelle Aspekte die Entscheidung, eine Fastenkur durchzuführen. Fasten gehört zu den ältesten und natürlichsten Heilverfahren der Welt. Der deutsche Arzt Dr. Otto Buchinger prägte im Jahr 1935 den Begriff des Heilfastens, womit das Fasten im Rahmen einer ärztlich begleiteten Therapie gemeint ist. Es dient sowohl der Gesundheitsprävention als auch der Behandlung bestimmter Zivilisationskrankheiten wie z.B. Übergewicht oder Herz-Kreislauf-Beschwerden. Ebenso können Rheuma- und Arthritispatienten sowie solche mit Migräne und Hauterkrankungen erfolgreich therapiert werden.
Gesunden Menschen wird das Heilfasten vorbeugend zur Stärkung des Immunsystems empfohlen. Neben diesen medizinischen Aspekten ist auch die spirituelle Dimension wichtig. Der Fastende reinigt durch den Verzicht auf feste Nahrung und andere Genussmittel seinen Körper von Schadstoffen. Er erlebt eine tiefe geistige und körperliche Erfahrung und findet eine innere Ruhe, durch die er sich innerlich befreien kann, die die eigene Wahrnehmung, Aufmerksamkeit und Willenskraft fördert und die den Blick auf das Wesentliche lenkt, um das bisherige Leben zu überdenken und eventuell neu zu orientieren.
Es ist daher ratsam, die Fastenkur in einer Umgebung fernab des Alltags durchzuführen. Außerdem erleben Fastende ausgesprochene Glücksgefühle, fühlen sich vitaler und energiegeladener, sodass gestresste Menschen mit Burn-Out-Syndrom oder Depressionen ebenfalls vom Fasten profitieren.
Es wird deutlich, dass eine Fastenkur wesentlich mehr darstellt als bloß eine Diät. Die Gewichtsreduzierung ist beim Heilfasten lediglich als positive Begleiterscheinung zu verstehen.
Allerdings kann das Fasten dazu dienen, die eigenen Ernährungsgewohnheiten und den Umgang mit Lebensmitteln zu überdenken, um den oftmals nach einer Fastenkur eintretenden Jo-Jo-Effekt zu vermeiden.
Dass dieser eintritt, erklärt sich aus den Vorgängen, die während des Fastens im menschlichen Körper ablaufen. Ohne Nahrungszufuhr schaltet der Körper nach ein bis zwei Tagen den Hungerstoffwechsel ein, um so wenig Energie wie möglich zu verbrauchen. Dabei sinkt der Blutdruck, Herz und Kreislauf werden entlastet, der Körper wird entwässert und das Atmen kann leichter fallen.
Des Weiteren greift er auf die körpereigenen Fett- und Eiweißreserven zurück: pro Tag verlieren fastende Frauen im Durchschnitt etwa 380 g und fastende Männer etwa 450 g Gewicht. Da es sich bei den verzehrten Eiweißreserven um Muskulatur, also um stoffwechselaktive Masse handelt, senken Fastenkuren jedoch den Grundumsatz, d.h. den Energieverbrauch im Ruhezustand, was nach Beenden des Fastens und ohne eine Umstellung der alten Ernährung zu dem genannten Jo-Jo-Effekt führen kann.
Die sich beim Fasten einstellenden Euphoriegefühle sind darauf zurückzuführen, dass der Körper hohe Mengen Serotonin und körpereigene Opiate ausschüttet, um die Hungerphase erträglicher zu machen.
Neben allen positiven Wirkungen können jedoch auch unerwünschte Nebenwirkungen wie Müdigkeit und Schwindelgefühl auftreten, sodass stets nur nach Rücksprache mit einem Arzt und unter ärztlicher Beobachtung gefastet werden sollte.